Die im Rahmen der KNEIPP-Anwendungen üblichen Bäder sind Teil- oder Vollbäder, zumeist mit pflanzlichen Wirkstoffen versetzt.
Nach der Flächenausdehnung definiert man:
- Vollbad
- Dreiviertelbad
- Halbbad
- Sitzbad
- Armbad (bis Mitte Oberarm)
- Fußbad (bis Mitte Unterschenkel)
„Wie es eine große Anzahl von Gießungen gibt, und wie man durch geeignetes Zusammenstellen einzelner Gießungen eine allgemeine und besondere Wirkung erzielen kann, gerade so kann durch die verschiedenen Bäder in der mannigfaltigsten Weise auf den Körper eingewirkt werden.“ (S. Kneipp)
Nach der Temperatur unterscheidet man:
- Warme Bäder (36-38 °C)
- Kalte Bäder (bis 18 °C)
- Wechselbäder (warm/kalt)
- Temperaturansteigende Bäder (ca. 34-39 °C, langsam über etwa 20 Minuten ansteigend)
- Absteigende Bäder (selten; dem Fortgeschrittenen vorbehalten bzw. bei Neurodermitis-Patienten; wenn sich der Juckreiz bei Bettwärme verstärkt, kann vorab ein absteigendes Bad wohltuend und juckreizmildernd wirken – evtl. mit Zusatz Sojaöl)
Temperaturskala:
0 bis 18 °C kalt
19 bis 22 °C temperiert
23 bis 28 °C kühl
32 bis 35 °C indifferent (entspricht der Hauttemperatur)
36 bis 38 °C warm
39 °C heiß
ca. 43 °C Erträglichkeitsgrenze
Die Reizstärke der Bäder richtet sich nach:
- der Zeitdauer
- der Flächenausdehnung
- der Temperatur
- der individuellen Reaktionslage, Belastbarkeit und Konstitution
Die übliche Badedauer beträgt für:
- Warme Teil- und Vollbäder 10 – 20 Minuten
- Wechselbäder 5 Minuten warm, 10 Sekunden kalt, wiederholen
- Temperaturansteigende Bäder
- klassisch (ohne Kaltanwendung) 20 – 25 Minuten
- modifiziert (mit Kaltanwendung) 8 – 12 Minuten - Kalte Bäder 6 – 30 Sekunden
Wirkfaktoren bei Bädern sind:
- Physikalischer Natur
- Temperatur:
Warme Bäder(vagotonisierend, alkalisierend):
Öffnung der Hautgefäße; die in die Haut verlagerte Blutmenge beträgt bis 1,5 – 2 Liter. Steigerung der Schweißsekretion, Eindickung des Blutes, dadurch Sogwirkung und „Entschlackung“ der Körperzellen und des Zwischenzellgewebes; Alkalisierung und Senkung des Blutzuckerspiegels; Anregung der Darmperistaltik
Kalte Bäder(sympathikotonisierend):
blutverdünnend, pH-Werte-senkend, blutzuckersteigernd, die Darmperistaltik senkend
- Hydrostatischer Druck:
Durch das Wassergewicht werden Venen und Lymphgefäße komprimiert und das Blut wird in die inneren Organe verlagert. Vorsicht allerdings bei Minderung der Herzleistung.
- Auftrieb:
Die Schwerelosigkeit führt zur Entlastung des Bewegungsapparates bei degenerativen Gelenkserkrankungen (Bewegungsbad).
- Chemischer Natur
- Badezusätze:
Die Haut ist imstande, die freigesetzten Essenzen aufzunehmen – es werden im Blut ähnlich hohe Wirkspiegel erzeugt wie durch die Einnahme von Tees etc.
- Psychologischer Natur
(Entspannung, Anregung und Wohlbefinden) durch ätherische Zusätze
Für das häusliche Wannenbad sind Badeöle zu empfehlen, für Teilbäder in speziellen Behältern (Arm- und Fußbadewannen) werden auch Extrakte verwendet.
„Was die Kräuter an den Bädern bewirken, kann ich nur loben.“ (S. Kneipp)
Wirkungsweise von Badezusätzen:
- Aufnahme durch die Haut
- Inhalation über die Atemwege
- über die Geruchsnerven auf die Stimmungslage
Badezusätze:
sind als Extrakte, Öle und Salze erhältlich. Pflanzenextrakte werden entweder als Badesalze an Kochsalz oder Meersalz gebunden verwendet oder sind – als Badeöle – mit Fetten, Rückfettern oder Ölen versetzt. Bei den sogenannten Aquasanen handelt es sich um wannenreine, in rückfettender Grundlage aufbereitete Pflanzenextrakte. Manche Badeextrakte – z. B. Eichenrinde und
Zinnkraut – enthalten
Säuren (z. B. Gerbsäure), die die Wanne verschmutzen.
© Dr. Bachmann