Wechselarmbad
Das Wechselarmbad regt an, aber nicht auf - vor allem die Organe im ...
Neurodermitis ist eine Überempfindlichkeit der Haut, die meist mit Allergien in Zusammenhang steht. Auch mit dem vegetativen Nervensystem besteht ein enger Zusammenhang („Neuro“- die Bezeichnung für „Nerven“). Oft ist bei Neurodermitis nur das Versorgungsgebiet eines bestimmten Nervenastes von der Hautveränderung betroffen: Charakteristisch sind dann z. B. nässende Ausschläge an den Beugen der Knie- und Ellenbogengelenke.
Die Krankheit ist anlagenbedingt und macht sich häufig bereits bald nach der Geburt oder im Frühkindesalter bemerkbar. Vielfach bessern sich die Symptome beim Heranwachsen des Kindes, doch sehr oft nimmt die Krankheit einen außerordentlich beschwerlichen und belastenden Verlauf - sowohl für den Patienten als auch für das soziale Umfeld. Neben der kosmetischen Beeinträchtigung treten vor allem Schlafstörungen auf, oft bedingt durch unerträglichen nächtlichen Juckreiz. Zunehmend bricht die Krankheit aber auch erst im Erwachsenenalter aus.
Neurodermitis verläuft in Schüben. Einige Patienten kennen ihre individuellen Auslösemechanismen, etwa bestimmte Nahrungsmittelunverträglichkeiten oder Stress. Doch erlebt der Betroffene auch immer wieder spontane Verbesserungen, die zudem durch geeignete Maßnahmen wie Wärme- oder Kälteanwendungen wesentlich gefördert werden können.
Die (rein äußerliche) dermatologisch-schulmedizinische Behandlung besteht meist in der Anwendung von kortisonhaltigen Präparaten. Da die Krankheit in den meisten Fällen jedoch chronisch verläuft, wird die dermatologische Behandlung auch dauerhaft durchgeführt - mit zum Teil erheblichen Nebenwirkungen. So leiden junge Frauen als Folge einer dauerhaften und großflächigen Kortisonbehandlung unter erhöhter Infektanfälligkeit, und es sind sogar Fälle bekannt, in denen es zu Spontanbrüchen gekommen ist, die durch Knochen-Entmineralisierungen verursacht wurden.
Die Naturheilkunde und hier insbesondere die Ernährungstherapie (eingeschlossen immer das wichtige Organ Darm!), das Anwenden balneologischer Verfahren, die Heilpflanzenkunde, das Erlernen verschiedener Anti-Stress-Verfahren und ein Ausgleich des Säure-Basen-Haushalts sollen - möglichst im Verlauf einer stationären intensiven Anfangs-Behandlung - den Patienten und ggf. auch seine Familie in die Lage versetzen, die Auslösefaktoren zu erkennen und ein individuelles Behandlungsprogramm zu erarbeiten, das auch im Alltag praktiziert werden kann. Auf diese Weise wird eine bessere Durchblutung und Stabilität der Haut erreicht und damit auch eine verbesserte Abwehrleistung gegen äußere Einflüsse (Allergene), so dass sehr häufig akute Schübe vermieden oder zumindest in ihrem Schweregrad deutlich verringert werden können.
„Um hier eine Heilung zu erzielen, darf nicht bloß der Körperteil, an welchem sich der Ausschlag zeigt, in Behandlung genommen werden, sondern man muß in erster Linie auf den ganzen Körper einwirken. Es muß also der Krankheitsstoff im ganzen Leibe aufgelöst und ausgeleitet werden. Dieses geschieht hauptsächlich auch dadurch, daß eine gute Nahrung auch besseres Blut bringt. Durch die Anwendungen mit Wasser tritt ein rascherer Stoffwechsel ein, und so verbessert sich der ganze Zustand […].“ (S. Kneipp)
Im ersten Stadium hat sich die entzündungshemmende Behandlung der Haut von außen durch Teilbäder der betroffenen Gebiete - evtl. mit geeigneten Badezusätzen wie Zinnkraut, Kamille, Oliven- oder Weizenkeimöl, auch Weizenkleie oder in Form von Wickeln mit Quark (Quarkauflage), Kleie oder Molke bewährt.
Bei Verstärkung des Juckreizes durch Bettwärme kann auch ein temperaturabsteigendes Bad vor dem Zubettgehen evt. mit Öl- oder Kleiezusatz lindernde Wirkung entfalten.
Das zweite Stadium dient dann der Stabilisierung des Fett- und Säureschutzes der Haut mit dem Ziel, eine optimale Abwehrfunktion zu erreichen. Von innen wird die Haut durch entsprechende, vorsichtig dosierte hydrothermotherapeutische (d. h. Warm-, Kaltanwendungen nach der KNEIPP-Therapie) geschult, so dass über eine verbesserte Durchblutung der Haut ein besserer Stoffwechsel und damit auch eine höhere Abwehrleistung gegenüber äußeren Einflüssen (z. B. Allergenen) erreicht wird.
Eine Stoffwechselverbesserung der Haut kann über eine individuell abgestimmte Diätetik und Ernährungsumstellung erreicht werden. Sehr viele Patienten haben bei genauerer Untersuchung Ernährungsstörungen oder entzündliche Darmerkrankungen, weshalb ein besonders wichtiger Ansatzpunkt der naturheilkundlichen Behandlungsweise die Darmsanierung - und manchmal auch eine vorübergehende Heilfastenperiode ist. Behandlungsprinzip ist hier die gezielte Ausleitung über den Darm (statt über die Haut). Das Heilfasten ermöglicht nach dem Aufbau einer „guten“ Darmflora und Verbesserung des Immunorganes Darm die Entwicklung einer stabilen Abwehrleistung des gesamten Stoffwechsels. Der anschließende Ernährungsaufbau wird vor allem zur Allergensuche (in vielen Fällen Zucker, Kuhmilch oder Getreide) genutzt; außerdem wird auf einen ausgewogenen Säure-Basen-Haushalt und eine an Mineralstoffen, Spurenelementen und Vitaminen reiche Ernährung geachtet. In leichten Fällen ist das Heilfasten ambulant, sonst stationär angezeigt.
Borretsch- und Nachtkerzenöl enthalten y-Linolensäure, deren positive Wirkung beim atopischen Ekzem allerdings noch kontrovers diskutiert wird.
Abends kann eine leichte Beruhigung des zentralen Nervensystems durch Baldrian, Melisse oder Johanniskraut erzielt werden.
Bei Juckreiz kann Kartoffelmehl hilfreich sein (es ist wie ein Puder auf die Haut aufzutragen)
An Badezusätzen haben sich Sojaöl und Weizenkleie–Ölbäder bewährt.
Die Bewegungstherapie soll das Organ „Haut“ durch eine milde Anregung des Herz-Kreislaufsystems vorsichtig durchbluten. Schweißtreibende Sportarten sollten jedoch aufgrund einer möglichen toxischen Hautbelastung vermieden werden. Leichte Bewegung an der Sonne ist jedoch oft hilfreich.
Unterstützt wird die Behandlung durch ein „Stress-Management“ - d. h. durch das Erlernen von Entspannungsverfahren wie Autogenem Training, Muskelentspannung nach Jacobson, Yoga oder Qi Gong.
Doch auch das soziale Umfeld ist zu beachten. Bei Kindern ist vielfach eine Gesamt-Familien-Therapie angezeigt.